Meine Kamera zeigt mir meinen 119ten Urlaubstag an und so langsam begreife ich, dass meine Reise demnaechst zu Ende geht. Morgen Abend fliege ich zurueck nach Muenchen.
Wie fuehle ich mich? Ich weiss nicht, ich freue mich bereits seit einiger Zeit wieder auf zu Hause. Jetzt wo es nicht mehr lange hin ist blicke ich aber auch sehnsuechtig zurueck - zurueck auf Kambodscha, Japan, Neuseeland, Australien, Peru etc.. Es kommt mir surreal vor, dass ich all diese Laender besucht habe. Surreal wohl deshalb weil mir die letzten 4 Monate nicht wie 4 Monate vorkamen. Vielmehr habe ich mein Zeitgefuehl verloren, verloren in den vielen Sehenswuerdigkeiten, Landschaften, Gebraeuchen und den Menschen.
Es war mit Sicherheit nicht einfach alles gut. Das waere zu simpel. Oft war ich verzweifelt, aufgeregt, nervoes und genervt. Reisen kostet nicht nur Geld, sondern auch viele Nerven. Keiner versteht Englisch, man bekommt nicht das zu Essen was man will (was ja einmal okay ist, aber wenn man es fuer 3 Wochen erlebt nervts), Fluege fallen aus, man verpasst Anschlussfluege, Reservierungen gehen verloren, man bekommt Abbuchungen und Gutschriften auf eine Kreditkarte die nicht mehr gueltig ist und und und. Der Plan muss staendig flexibel sein. Irgendwann lernt man mit all dem gut umzugehen und man wird insgesamt entspannter und lernt aus gemachten Fehlern. Man hat einen Plan, ist aber zugleich flexibel um auf alles Moegliche zu reagieren.
Zeit fuer einen statistischen Ueberblick:
Gereiste Kilometer: ca. 105.000 km
Besuchte Laender: Thailand, Myanmar, Kamodscha, Japan, NZ, Australien, Argentinien, Uruguay, Peru, Brasilien und USA.
Anzahl der Fluege: 36
Verkehrsmittel: Flugzeug, Zug, Faehren, Segelboote, Fahrrad, TukTuk, Motorrad, Auto und Traktor
Hotels: keine Ahnung, hab nicht mitgezaehlt und schwer rekonstruierbar
Kosten: billig war es nicht, man kann sich davon ein Mittelklasse Auto kaufen - aber was will ich mit einem Auto?
Die am haeufigsten gestellte Frage:"Was hat Dir am besten gefallen" ist schwer zu beantworten. Sind es die Tempel von Angkor, die Pagodenebene von Bagan, die Giraffenfrauen im Hochland Myanmars, Kyoto, Hiroshima, die Bruecke in Nikko, die Landschaft Neuseelands, Skydiving, das zufaellige Treffen mit Tina in Cairns, Tauchen am Great Barrier Reef, Melbourne Clubs, der Ayers Rock zum Sonnenuntergang, Macchu Picchu, Buenos Aires, der Flug ueber die Anden, Samba Tanzen in Rio.... - ich weiss es nicht.
Wenn ich ein persoenliches Highlight herausstellen will dann sind es die Menschen in den Laendern. In meinen verzweifeltsten Momenten kam immer jemand aus dem Nichts der mir geholfen hat - ein Taxifahrer, eine Rezeptionistin, eine franzoesische Mutter, eine peruanische Wirtin, ein argentinischer Nachbar und und und.
Fuer mich waren die zwischenmenschlichen Begegnungen am spannendsten! Ich habe fast ausschliesslich wundervolle, friedliche, clevere und witzige Menschen auf meiner Reise kennengelernt. Manche fuer nur einen Nachmittag und mit anderen werde ich hoffentlich eine Freundschaft aufbauen koennen.
Ich habe mich stets bemueht Euch die Laender etwas naeher zu bringen die ich besucht habe. Hier also noch ein paar Gschichterl zum Schluss:
- DJing im kambodschanischen Hotel und das Zimmermaedchen!
Mein IPod ist mein bester Freund - ohne Zweifel. Er ist das Wichtigste am Reisen und teilt sich seinen Prioritaetsstatus nur mit dem Reisepass. Und so kams, dass ich mich in dem Hotel in Siem Reap mit dem Baarkeeper ins quatschen kam und er mir anbot doch einen Abend Musik aufzulegen. So kam ich also zu einigen freien Drinks und zum DJing in Siem Reap...
Das Zimmermaedchen hat in gebrochenen Englisch vor sich hingemurmelt, dass sie ganz gerne Sex mit mir haben moechte. Ich wuerde ihr gut gefallen - feri handsum. No comment - ich habe an PingPong Makadangdang gedacht, Ihr 5 USD gegeben und sie aus dem Zimmer gejagt - Gesicht verlieren hin oder her. Da war ich dann doch etwas schockiert, hab aber kurz spaeter lachen muessen.
- Japanische Schulkinder - ein ernstes und ein lustiges Highlight mit den Kleinen
Einer der bewegsten Momente war im Peace Park Hiroshimas eine Schulklasse "Hiroshima" singen zu hoeren. Das war am Kindergrabmal - das hat einen Traenen in die Augen gejagt. Einer der Momente, die man nicht beschreiben kann.
Wenn Ihr in Japan unterwegs seid und Tempel besichtigt trefft Ihr auf Schulklassen die ganz gerne Ihre Englischkenntnisse testen wollen. Zu diesem Zwecke fragen sie Touristen: Where are you from, Do you like Japan, Whats your favourite animal und What is your favourite japanese Food. Das ist alles sehr niedlich und geduldig wie ich bin habe ich mir fuer jeden Zeit genommen - nach dem 25ten mal anhalten auf dem Weg zum selben Tempel hat es dann aber etwas genervt. Lars hat die Geduld verloren und bei der Frage What is your favourite japanese Food geantwortet:"small japanese Children". Die Kleinen haben scheu weggeschaut und wir wurden nicht mehr befragt....
- Celebrities und ein australisches Rockkonzert
Ich habe selten so offene Menschen wie in Australien kennengelernt. Peter, den ich im australischen Regenwald kennenlernte ist im Mediengeschaeft und, wie koennte es anders sein, kennt natuerlich Kreti und Plethi in Down Under. Wir haben uns nochmal einen Abend in Melbourne getroffen um gemeinsam Essen zu gehen. Im selben Restaurant sassen auch Megan Gale (australisches Top Model) und der Comedian Andy Lee - Peter kannte sie und so endeten wir alle an einen Tisch. Ein Spass und ein echt komischer Abend, denn spaeter lernten wir noch eine total unjapanische Japanerin mit ihrem Sohn, eine Duo-Reisegruppe aus der Mongolei und einen Schotten kennen. Es war einer der Abende die wohl in der kosmischen Konstellation sehr viel ungewoehnliches hervorrufen und die unterhaltsamen Menschen wollten an diesem Abend kein Ende nehmen.
Als U2 in Sydney ein Konzert gab, gab es folgenden Dialog: Wir kennen ja alle Bono und er unternimmt ja sehr viel Gutes fuer die Welt. Als er also auf der Buehne stand, in die Haende klatschte und dabei traurig sagte:"You know, everytime I clap my hands, one child in Africa dies", meinte eine Australierin, die auf den Schultern Ihres Freundes sass:"Then, stop fucking clapping". Die Leute um sie herum konnten sich das lachen nicht verkneifen.
Airlines - Pam Ann bringt meine Erlebnisse auf den Punkt
hier ein link, der einige meiner Flugerfahrungen bestens widerspiegelt. Pam Ann ist Australierin. Australier bezeichnen die Englaender uebrigens oefter mal als Pferde, wegen ihrer langen Gesichter - muss man wissen fuer den Gag!
Pavarotti in Buenos Aires
Zum Abschluss von diesem Blog wuerde ich mich natuerlich uber den einen oder anderen Kommentar von Euch freuen!
PS Hab eben erfahren, dass Tyler Brulee in seinem neuen Magazin Monocle Muenchen als beste Stadt der Welt ausgezeichnet hat! Was bleibt mir anderes uebrig, als dem zuzustimmen!