Keara Ora kommt von den Maoris und kann so ziemlich alles heissen, wenn ich es richtig verstanden habe. In meinem Fall soll es so viel wie Servus heissen, aber das habt Ihr Euch ohnehin gedacht.
Wo fange ich also an - die Ausgangssituation ist der Internetterminal eines Motels in Christchurch. Wie ich da hingekommen bin beschreibe ich in diesem Kapital. Aber das habt Ihr Euch bestimmt auch schon gedacht.
Too clever :)
Als ich in meinem Appartment in Auckland angekommen bin, war ich ziemlich muede und auch etwas niedergeschlagen wieder Alleine zu sein. Das Wetter war aber absolut okay und es hatte ungefaehr 18 Grad. Ich wollte definitiv wieder mal einen Film anschaun und bin also spontan ins Kino gegangen. Cool war, dass in Auckland ein Filmfestival stattgefunden hat - Out Takes - und ich so zu einem wunderschoenen, spanischen Film mit englischen Untertiteln gekommen bin. Der Film hiess Elektroshocks! Toll, toll, toll.
Leider hat mich der Film aber ziemlich runtergezogen - ein spanischer Film halt; voller Melancholie, Gefuehle und keinem guten Ende. Habt Ihr eine Vorstellung wie ein solcher Film auf die psychische Verfassung eines Alleinreisenden in einer fremden Stadt wirkt? Stellt es Euch vor und dann stellt es Euch nochmal schlimmer vor. Die einzige Moeglichkeit war also - ein Bier zu trinken und ins Bett zu gehen.
Am naechsten Tag habe ich mich dann Morgens aus dem Bett gerafft bzw. wurde von der Baustelle nebenan geweckt. Executive Summary: not a pretty good start
Insofern habe ich das Gefuehl verspuert mir etwas goennen zu muessen und habe mich fuer die 1 Tagestour Sailing entschieden, die zwar nicht ganz billig war, aber auf meinem - come-and-treat-yourself-trip die einzige Moeglichkeit war. Der Trip hat dann auch das Blatt gewendet, denn es war ein super Tag zum Segeln - das Wetter, der Wind, die Leute und das Boot waren echt laessig. Es war eine American Cup Yacht und wir mussten alle zusammenhelfen.
Eine nette Australierin hat ein Bild gemacht (die Aussis sind sooo cool):
Nach diesem tollen Trip hat mich das Reisefieber erneut geweckt und ich habe mich dazu entschossen im naechsten Starbucks einen Depresseo zu trinken. Dort wird er uebrigens unter dem Synonym low-fat, decoff,cinnamon-on-top Kaffee verkauft.
Ausgangssituation:
Zur Verfuegung stehende Verkehrsmittel: Flugzeug, Boot, Zug, Auto und Bus
Zeit: 2 - 3 Wochen
Auto war mir zu teuer und ausserdem lernt man da schwer Leute kennen - fiel also aus. Zug funktioniert nur teilweise in NZ und Flugzeug fand ich irgendwie bloed. Da blieb nur der Bus und so habe ich mich fuer den Backpackerbus entschieden. Hier die Route:
Auckland - Rotorua
Rotorua - Lake Tapau
Lake Tapau - Wellington
Wellington - Picton
Picton - Christchurch
Christchurch - Greymouth
Greymouth - Franz Josef Glacier
Franz Josef Glacier - Fjoerdenland
Fjoerdenland - Queenstown
Queenstown - Dunedan
Dunedan - Christchurch
Christchurch - Auckland
Perfekt, das war also meine Tour und uebermorgen gehts los!
Am naechsten Tag habe ich noch einen Ausflug zu den Black Sand Beaches gemacht, in Begleitung einen Biologen und Geologen. Hab ich extra gebucht, weil ich was lernen wollte. Das bloede ist nur, dass ich die ganzen englischen Begriffe fuer Flora-und Fauna nicht kenne, weshalb das eigentlich ein ziemlicher Schmarrn war. Das haette mir auch mal eher einfallen koennen. A bissl was ist trotzdem haengen geblieben.
Egal, der Typ war nett und die Landschaft war auch recht schoen. Lustig war, dass wir auf den Rueckweg nach Auckland seine Frau abgeholt haben, die - have a guess - eben aus Tokyo zurueckkam. An Gespraechsstoff hat es uns auf der Autofahrt nicht gemangelt.
Nach diesen beiden doch-noch-schoen gewordenen Tagen in Auckland habe ich mich schon auf die kommenden Reisestationen gefreut.
Der Backpackerbus - Kiwitours (!) - hat mich an der vereinbarten Stelle abgeholt und es ging Richtung Sueden - Rotorua. Ja, das erste mal in so einem Backpackerbus. Ein Spass, aber dazu spaeter vielleicht noch etwas mehr.
Exkurs Busfahren
Naja - besser ich schreibs gleich: Die Infrastruktur fuer Rucksacktouristen hier ist genial. Es gibt gaengige Streckenabschnitte und ein Bus faehrt die Touren regelmaessig. Meist organisiert der Busfahrer auch die Unterkuenfte und man sagt ihm einfach wann man wieder abgeholt werden will. Ziemlich Easy. So ein Bus ist zur Winterzeit halb voll und man braucht sich keine Sorgen machen einen Platz zu finden. Die Stimmung an Bord ist ausgelassen und - ist ja logisch - ziemlich international. Die Leute sind zwischen 18 und 35 und haben unterschiedlichsten Backround. Man trifft auf einige Weltreisende, manche davon sind ein oder zwei Jahre unterwegs. Tips von Chile bis Fiji werden ausgetauscht und zu jedem Land gibt es auch noch ne nette Anekdote.
Ich hatte zum Beispiel eine Unterhaltung mit einem koreanischen Reisenden:
Er zu mir:"Hey, may I borrow your LP (Lonely Planet) for a second"
Ich: "sure, go ahead"
Er:"I wanted to look up at what time the ferry leaves to picton"
Ich:"I think its on page 415"
Er:"Ah, yep, found it - it says until the 20th of May 10.30am then 11.00am"
und weiter "which date do we have today"
Ich"28th"
Er:"ah, okay, but which month do we have"
Naja, und so ist ungefaehr auch die Stimmung. Ich hab' dann zu ihm gemeint:"come on, I can understand that you dont know the date or wether its Monday or Sunday, but you should at least know the month and the year we are in"
Wir mussten dann beide echt lachen...
Zurueck zum Trip:
Rotorua ist eine der vielen Maorigegenden, umgeben von heissen Quellen und vulkanischen Gestein. Die Stadt hat einen recht penetranten Schwefelgestank, ist aber ansonsten
recht nett.
Nachmittags bin ich in den Thermalpark, der ganz mystisch in Nebel gehuellt war. Hier ein paar snapshots:
Man spuert hier richtig wie NZ aus dem Meer wuchs - die Naturgewalten mit Vulkanen, Geisieren und Erdspalten. Mit etwas Fantasie kann man sich Fabelwesen und boese Geister vorstellen.
Am naechsten Tag ging es nach Tamataki - eine noch intaktes Maori Dorf. Klar, ist inzwischen eine Touristenattraktion und man kann eine Tour buchen (!).
Es wird etwas besser wenn man weiss, dass die Maori tatsaechlich normal in die Gesellschaft integriert wurden und es auch ein Abkommen zwischen England und dem damaligen Maori Haeuptling gibt, dass den Maoris die kulturelle Identitaet bewahrt. Fuer 72 NZD bekommt man, laut Prospekt, eine recht authentische Fuehrung (wie will ich jemals das Gegenteil behaupten?!). Auf alle Faelle bekommt man fuer sein Geld ordentlich was geboten: Kriegstaenze, Sing- und Tanzeinlagen ein paar nette Geschichten und sehr gutes Essen. 72 NZD sind ungefaehr 32 EUR, also insofernwuerde ich es weiter empfehlen.
Bei den Maoris ist es Brauch, dass jeder ankommende Stamm einen Fuehrer hat und dieser Fuehrer die Gruppe repraesentieren muss. Und Ihr wisst was jetzt kommt...
Ein Stamm ist in der heutigen Maoriwelt ein Bus und besteht aus unterschiedlichen Nationalitaeten (in meinem Fall aus Indern, Australiern, Kiwis und genau einem Deutschen). Die Busfahrerin war gut drauf und zieht die Entertainment Nummer ab. "And now, give every guest from every country a big applause" hat sie gesagt. Ich war der einzig Deutsche - so ziemlich das exotischste - , weshalb sie meinen Namen dazu gesagt hat; "Michael from Germany" schrie sie durch das Mikro. Die Inder, Kiwis und Aussis haben brav applaudiert. Von den anderen Laendern waren mehr Leute, weshalb sich die Chefentertainerin deren Namen sparte. Sie erklaert dann das Begruessungsritual (man beruehrt sich zweimal mit der Nase) und daraufhin ruft sie zu den "Chefwahlen" auf, weil der Bus ja ein Oberhaupt haben muss.
Eine Australierin (mittleren Alters und eine Fliterin vorm Herrn) schreit:"Michael, Michael". Ich bin in meinen Sitz gekrochen, bis die anderen dann auch angefangen haben. Ich wollte eigentlich "witzig" und "spontan" erwidern:"thank you very much everyone, I appreciate that, but you know it has never been a good idea to vote for a German leader", mir dann aber Gott sei Dank gedacht, dass wahrscheinlich die Wenigsten den Sarkassmus verstehen und ich mir den Kommentar besser spare. Es war also kein Entkommen und ich bin aufgestanden und habe mein Einverstaendnis erklaert. Was ein Chef machen muss? Er muss sich einen wilden Kriegstanz anschaun und ein paar Rituale mit Wuerde ueber die Buehne bringen. Nichts dramatisches. Hier ein Bild:
Das war ein lustiger Abend! Auf der Heimfahrt musste ich dann noch ein typisch deutsches Lied singen. Was es war erzaehle ich besser nicht, aber ratet doch mal in der Comment Sektion und ich loese es dann auf !?
Naechste Station war der Lake Tapau, der ungefaehr so gross wie Singapur ist. War schoen dort abzuhaengen, ein paar NZ Weine zu probieren und mein erstes Kiwi Steak zu essen.
Als naechste Station war Wellington an der Reihe und Dank Kathi hatte ich ja bereits eine Verabredung. Mann, das war ein Spass mit der Anna. Kein Wunder, dass Kathi sie sehr vermisst. Ich hatte Wiener Schnitzel in einem Pub (als ich nach Preiselbeeren fragte, gab mir der Kellner einen deutsche-essen-komische-Sachen Blick). Danch gings noch in einen anderen Pub und danach in einen letzten Pub. Als ich nach Hause kam hatte ich noch so ungefaehr 3 Stunden bis meine Faehre nach Picton ging. Puh, Reisen erfordert Kondition!
Auf zur Sudinsel!!!
Die Ueberfahrt dauert 3 Stunden. Ich habe die ganzen Zeit auf dem Sonnendeck verbracht, iPod gehoert (wenn ich nicht hier bin, bin ich aufm Sonnendeck, Deep Blue und Enya), mir die Landschaft angeschaut, getraeumt und mir den Kopf schoen durchpusten lassen. Am spaeten Vormittag kam ich dann in Picton an:
Picton ist ein nettes Hafenstaedtchen, dessen Highlight das neun aelteste Holzschiff ist...
Als ich die Hoffnung auf ein nettes Cafe schon aufgegeben habe, fand ich noch einen gemuetlichen Ort - ein umgebautes Schiff. Wo kann man authentischer Fish&Chips geniessen.
Das Foto ist uebrigens allen Japanern gewidmet :)
Hier noch ein paar Bilder, die ich von der Faehre aus aufnahm.
Jetzt kam ein erneutes Highlight - da ich heute meinen Mobility Day hatte war es mit einer Bootsfahrt natuerlich nicht getan. Es ging jetzt mit dem NZ Coastal Train weiter nach Christchurch - 5 Stunden. Die Zugfahrt gehoert mit der NZ Transalpin Strecke zu den schoensten der Welt, da sie durch Marloborough fuehrt, einem bekannten Weinanbaugebiet (Pinot Noirs aus der Ecke sind echt toll!). Uii, die Zugfahrt war supergenial - die hatten einen Panoramawagen zum rausgucken und Fotos machen. Hier ein paar Eindruecke:
Oh mann, dieses Land ist wunderschoen. Die Neuseelaender sind klasse; ein bisschen wie Englaender -ex Daily Mirror und Sun. Ein charmantes und exzentrisches Voelkchen - die sehr adrenalingierig sind. Hier geht so ziemlich alles was man sich vorstellt: zu Lande, aufm Wasser und in der Luft.
Alle Fotos sind uebrigens unbearbeitet und gehen auf die Webpage wie sie gemacht worden sind. Es fuehlt sich toll an hier zu sein und das Wetter spielt bisher hervorragend mit. Um 6 Uhr Abends kam ich in meinem Motel an und habe mich an den Internetterminal gesetzt und schreibe gerade meinen Blog...
Zum Schluss noch ein Travel Raetsel: Es ist kalt und Du brauchst was warmes zum anziehen, hast aber wenig Platz und wenig Geld. Was (oder wo) kaufst Du dir (was)? Bedenke: naechste Station ist Hawaii und Suedamerika. Alles was Du kaufst musst Du in die naechste Runden mitnehmen oder schmerzlos zuruecklassen. Es muss zum Snowboarden genauso geeignet sein wie fuers Laufen durch die Kaelte. Dem Gewinner spendiere ich zu Hause einen echten Maori Drink :)
...und jetzt bin ich fertig! Gut' Nacht und schoene Gruesse,
Michi